Der letzte Tag - heute reisen wir ab...
Mit diesem Gedanken werde ich mehrmals nachts wach und nach einem Blick auf die Uhr drehe ich mich rum und schlafe weiter. Um kurz nach sechs ist es noch recht dunkel, aber ein Blick aus dem Badfenster zeigt im Osten die sanfte Morgenröte. Ich stehe auf und beschließe mir den Sonnenaufgang vor der Haustür anzusehen. Dort stehen auch 2 Korbsessel mit Sitzkissen (unter denen manchmal ein Gecko sitzt, also erst mal nachsehen, bevor man sich einfach drauf setzt), dort kann man herrlich den Sonnenaufgang beobachten.
Ich setze mich und warte ab, während ich rate an welcher Stelle zwischen Häusern und Palmen am Horizont sie wohl aufgehen wird. Währenddessen hänge ich meinen Gedanken nach. Der Urlaub war so schön und der Gedanke an die Wiederkehr nächstes Jahr lässt es leichter werden Abschied zu nehmen, aber nur ein bisschen.
Die Sonne lugt plötzlich am Horizont durch die Palmen und ich verfolge sie bei ihrem Aufstieg. Dann reiße ich mich los und gehe wieder hinein. Das letzte Poolbad für dieses Jahr muss "zelebriert" werden, ich will es genau im Gedächtnis behalten, jeden Schritt und jede Berührung des kühlen Wassers. Also ganz langsam rein... - das wird mir mit am meisten fehlen, wenn ich wieder zuhause bin. Auf der Sitzstufe im Pool bleibe ich für einen Moment hocken und präge mir ein letztes Mal die Umgebung ein. Die innere Videocam läuft und scannt regelrecht ein paar kleine, wenn auch unscheinbare Details. Der Schlauch vom Spa zum Beispiel, da sitzt so gern unser Pool-Gecko drauf um sich zu sonnen. Meinen Lieblingsplatz zum lesen: der Liegestuhl am Geländer. Dort fällt auch als erstes das Sonnenlicht drauf, wenn die Sonne am Horizont empor steigt. Unser Pool-Spielzeug: ob es nächstes Jahr noch da sein wird? Sicher nicht, aber dann holen wir neues bei Publix. Der Tisch im Schatten unter dem Verandadach - hier habe ich viele Stunden am Laptop gesessen und meine Tagebuchberichte verfasst. Ich will nicht nach Hause! So nah am Wasser und sogar darin, ich bin sensibel - meine Tränchen kullern ins Poolwasser. Oh man, was bin ich eine alberne Heulsuse! Na und, warum soll ich meine Gefühle beherrschen, schadet ja niemandem.
Ich bleibe diesmal länger drin als sonst, so als könnte ich die Zeit anhalten. Aber die lässt sich nicht anhalten, und außerdem fröstelt mir.
Das warme Handtuch eng um den Leib und ran an den Laptop, das lenkt jetzt am besten ab. Vorher setze ich Kaffee auf - zum letzten Mal für dieses Jahr. Dann schreibe ich meinen Blogbericht von gestern und freue mich erneut über diese wunderschöne Begegnung mit den Manatees.
Die Zeit vergeht. Ich bin ja eine zwei-Finger-Tippse (Mittelfinger und Daumen rechts, ab und zu unterstützt von dem linken Ringfinger an der Hochstelltaste - ach - noch einer, der linke Zeigefinger tippt das A!) und da dauert das immer alles ein wenig.
Jürgen ist wach und gesellt sich zu mir. So sitzen wir auf der Terrasse und die Zeit verrinnt. Meine Entscheidung erst mal ein Cornflakes-Frühstück geht in Ordnung, wir können später immer noch in Ruhe frühstücken. Heute kommt uns ein Eichhörnchen besuchen, es klettert am Screen herunter. Ich erwische es noch gerade mit dem Fotoapparat.
Nach dem Bericht mache ich mich wieder ans Koffer packen. Dabei wird auch direkt mal aufgeräumt und ausgeräumt. Was bleibt hier, was wandert in den Müll, was muss mit nach hause. Hier bleiben auf jeden Fall ein paar Küchenutensilien und die beiden Klappsitze vom KSC (die verstaue ich in dem Regal in der Garage). Und mit Dagi (der Frau unseres Hausverwalters) habe ich schon besprochen, dass sie gern ein paar Lebensmittel verbraucht, die wir dann doch nicht mehr verköstigt haben (Reis, Nudeln, ein paar Dosen).
Ich ziehe die Bettwäsche ab und stecke sie in die Waschmaschine. Bräuchte ich nicht, mache ich aber gern, so hat hinterher das Reinemachkommando weniger Arbeit und ich bringe einfach alles damit zum runden Abschluss.
Damit vergeht die Zeit und nachdem nun alles verstaut und verpackt ist haben wir Zeit und Muße für ein letztes ausgiebiges Frühstück - mit ganz viel Bacon! Zuhause hört das sofort auf mit der kalorienreichen Schlemmerei, da wird es mal abgespeckt!
Gegen zwölf kommt Dagi zur Hausabnahme, das gestaltet sich aber ganz freundschaftlich und weniger amtlich. Während sie dann den Pflichten nachkommt (zum Beispiel Strom ablesen) verpiesele ich mich wieder in den Pool, da fallen meine Tränen (ja, ganz übelst, es geht schon wieder los) am wenigsten auf. Aber Jürgen merkt natürlich, dass ich im Heulsusen-Modus bin und versucht mich aufzumuntern. Das macht es aber nur noch schlimmer, am besten man ignoriert mich in so einem Moment. Und dann schlägt das letzte Minütchen, ich muss mich von Dagi verabschieden. Und die fängt auch fast an, Frauen sind ja oft sehr mitfühlend und lassen sich anstecken. Aber wir kriegen es dann gemeinsam in den Griff und vertagen alles weitere auf nächstes Jahr.
Als Dagi weg ist bleibt nicht mehr viel Zeit für die restlichen Handgriffe. Der nasse Bikini in eine Plastiktüte und auch in den Koffer. Der Kontrollgang zum Abschluss, der letzte Blick in viele Schubladen und Schränke. Alles weg, so als wären wir nie da gewesen...
Jürgen prüft derweil im Internet, ob unser Flug "on time" ist, das hat er schon den ganzen Morgen gemacht - unsere Maschine kommt ja zuerst aus Düsseldorf und wenn sie da gut wegkommt und hier gut landet (ohne Verspätung), dann ist ja alles vorerst im grünen Bereich. Maschine ist da, Flug ist on time. Also los...
Cabrio aus der Garage und das Gepäck verstaut - ist bei einem Cabrio schon ein spezielles Unterfangen, da der Kofferraum wenig Nutzfläche bietet, aber in dem Fall mache ich da gern Kompromisse.
Garage zu, Haus zu, Schlüssel in den Safe. Dort werden wir ihn in 11 Monaten wieder rausholen! Ein letzter Blick auf Haus und Garten - jetzt bloß nicht wieder sentimental werden!
Den Weg zum Flughafen habe ich mir auf der Karte angesehen, die Navi muss ja zu Hause bleiben (die kann jetzt jemand anderes ärgern!).
Das letzte Mal den Chiquita hoch bis zum Cape Coral Parkway, dann über die alte Brücke nach Ft. Myers. Wir müssen noch volltanken, das machen wir kurz vor dem Flughafen. An der Tanke kämpft gerade ein Deutscher mit den Tücken der Karten-Zapferei, tja, das will gelernt sein!
Bei Alamo geht alles ganz schnell und mit unserem Gepäck wollen wir nicht losstapfen, also holt Jürgen einen Kofferkuli. Alles drauf und ab zum Air Berlin Schalter. Da steht natürlich eine megalange Schlange, okay, dann eben abwechselnd Schlange stehen. Jürgen geht als erstes eine Runde spazieren und kommt zurück mit guten Nachrichten: die Maschine steht am Gate und wird beladen, also schon mal keine Reparatur mit Zeitverschiebung zu befürchten. Aber da bin ich erst von überzeugt, wenn das Ding abhebt...
Dann gehe ich spazieren und mache auch noch ein paar Bilder, auch draußen (es ist schon wieder echt heiß und schwül).
Die Schlange ist immer noch so lang und es zieht sich. Man glaubt es kaum, aber irgendwann sind wir dran, derweil ist eine geschlagene Stunde vergangen. Am Schalter dann die böse Überraschung: wir haben ein drittes Gepäckstück (eine zusätzliche Reisetasche). Schlägt dann auch gleich mit 40 Bucks zu buche. Und mein Regenschirm vom KSC soll auch noch mal 40 Dollar kosten, als sperriges Gepäckstück. Ich bin sauer, aber da hilft nix - der Schirm muss also hierbleiben. Jürgen bezahlt am Nebenschalter die 40 Dollar und ich schmolle, ich will meinen schönen Schirm nicht hergeben, zumal wir ihn ja nicht mal gebraucht haben (hatte ja aufgehört zu regnen, kaum dass wir ihn erstanden hatten). Aber da hilft kein jammern, er muss weg.
Es gibt in der Halle einen Infoschalter, da steht eine nette ältere Dame. Der schildere ich mein Schirmproblem und bitte sie, den Schirm doch zu behalten und bei Bedarf jemandem zu schenken. Alles auf englisch, bis sich ein älterer Herr dazu gesellt und die beiden plötzlich deutsch reden. Wir regen uns allesamt über diese unkooperative Airline auf, die für den Transport eines Schirmes 40 Bucks haben will und die Dame nimmt dann den Schirm und verstaut ihn im Counter. Und dann sagt sie, wir könnten ihn ja wieder abholen, wenn wir wieder kommen - da bin ich aber mal gespannt nächstes Jahr.
Die Zeit zum Boarding war knapp, also nur noch mal auf Klöchen und dann zur Kontrolle. Tierisch gefilzt worden aber alles in Ordnung. Am Gate war noch kein Boarding, also hingesetzt und mal schnell ins Internet. Dann noch ein paar Cheeseburger bei BK (für alle Fälle) geholt und wieder zurück. Keine fünf Minuten später ging dann das Boarding los - musste auch, schließlich wollte man knapp 20 Minuten später starten.
Im Flieger das übliche: Gepäck verstauen und seelisch auf neun Stunden Flugzeit einrichten - ich hasse das!
Wir sind dann tatsächlich um kurz nach 16:00 Uhr gestartet, man glaubt es kaum. Air Berlin mal pünktlich! Der Flieger war schon sehr betagt und einrichtungstechnisch etwas herunter gekommen. Die Klotüren fielen leider nicht von allein zu und so standen sie dauernd offen, kein appetitlicher Anblick wenn man genau schräg gegenüber sitzt. Aber das Klo wurde während des Fluges fleißig frequentiert und daher war es nie von langer Dauer.
Warum halten sich eigentlich die Leute so gern an der Lehne von Sitz 36 C fest, wenn sie das Klo ansteuern oder zurück auf den Platz gehen? Gut, der kleine Freiraum vor dem Notausgang (den wir ja als "Beinfreiheit" teuer erkauft haben) lädt "zum tanzen" ein (platzmäßig) und bietet keinen Halt, aber deshalb muss man sich doch nicht jedes Mal festehaltetechnisch an meine Lehne klammern (selbst bei ruhigem Flug), wie soll man denn da schlafen?
Aber zum schlafen kommt man so wie so nicht: erst werden Getränke gereicht, dann kommt das Abendessen (Hühnchen oder Pasta?), dann die zollfreien Waren (Sonnenbrille in lila gekauft, die wollte ich schon beim Hinflug haben, aber da war sie nicht vorrätig!), dann ist mal für knapp 2 Stunden Ruhe (und es wird auch dunkel im Flugzeug), dann der Weckruf zum Frühstück, ach, ich vergaß: zwischendurch die Wasserflasche. Und dann geht es auch schon an das Verlassen der Flughöhe und den Landeanflug. Immer wenn man mal fast eingedöst ist, war wieder Unruhe. Wenn es die Stewardessen nicht waren, dann quengelige Kinder (teilweise echt hysterische Schreieinlagen). Es ist wirklich eine Qual.
Wenn man dann landet ist wenigstens das endlich vorbei, aber man ist hundemüde und völlig gerädert.
Das Anstehen an der Passkontrolle, einsammeln der Koffer.
Raus - nix wie raus! Boah, so fühlen sich also 15 Grad an, hatte ich völlig verdrängt. Jürgen ist begeistert!
Wir ergattern eine Taxe und schon bei der Nennung des Fahrziels ist der Taxifahrer schwer angepisst! Können wir dafür, dass wir gleich um die Ecke vom Flughafen wohnen? Sollen wir vielleicht nach Wuppertal ziehen, damit sich die Tour für den Taxifahrer lohnt? Aber er gibt uns einen Tipp: für Kurzstreckenfahrten könnte man sich ein Taxi von der ersten Etage (dort kommen die Gäste für die Abreise an) ergattern, die haben dann wenigstens nicht stundenlang angestanden für 11,50 Euro. Ich gebe ihm 5 Eure Trinkgeld (was er jetzt selbst als etwas überhöht moniert, aber ich winke ab).
Vor der Tür alle Koffer raus und weg ist er. Und wir sind wieder daheim - wie wohl unsere Miezekatzen reagieren werden?